Selbstreflexion für Führungskräfte: Luxus oder dringend notwendig?

In den vergangenen Jahren habe ich viele Führungskräfte im deutschen und französischen Sprachraum begleitet. Dabei fiel mir auf, dass sich Zeit nehmen für die Selbstreflexion in Unternehmen oft als unnötiger Luxus angesehen wird.

Meiner Erfahrung nach ermöglicht aber erst die ehrliche Beschäftigung mit uns selbst, Herausforderungen besser zu verstehen und zu bewältigen sowie Ideen und Lösungen zu entwickeln. Deshalb fasse ich hier eine Anleitung für die regelmäßige Selbstreflexion in fünf Schritten zusammen:

1) Wer es zum Leader bringen will, sollte Rolle und Führungsstil hinterfragen.

Es braucht Mut, sich selbst regelmäßig zu betrachten und zu bewerten. Denn durch diese Analyse erkennt man die eigenen Fähigkeiten, aber auch Schwächen. Die Selbstreflexion hilft in der aktiven Gestaltung der Führungsrolle, eröffnet neue Perspektiven und steigert die Zufriedenheit in der Arbeit.

  • Wie viel Zeit haben Sie pro Woche, um über Herausforderungen oder Strategien nachzudenken?
  • Wie oft können Sie über Ihre diversen Rollen als Führungskraft reflektieren? Und wie weit können Sie die verschiedenen Aufgaben wahrnehmen und verbessern?
  • Wie oft denken Sie über Ihre blinden Flecken nach, Ihren Führungsstil und die Konsequenzen für Ihr Team?

 

2) Als Führungskraft richtig mit Emotionen im Team umgehen

Viele Führungskräfte konzentrieren sich ausschließlich auf die Sachebene, weil sie nicht mit ihren eigenen oder den Emotionen von anderen konfrontiert werden wollen. Diese Haltung ist selten zielführend und senkt die Motivation und Zufriedenheit in Teams.

In turbulenten Zeiten ist es für Führungskräfte wichtig, auf Emotionen zu achten und sie zu verstehen, weil sie auf unerfüllten Grundbedürfnissen basieren. Durch den richtigen Umgang mit Emotionen können Konflikte und Herausforderungen im Team besser bewältigt werden.

  • Wie oft sind Sie mit Ärger oder Wut im Arbeitsalltag konfrontiert?
  • Wie gehen Sie mit Ihren eigenen Emotionen um?
  • Wie oft feiern Sie die Erfolge ihres Teams, um die Motivation zu erhöhen?

3) ManagerInnen sind verantwortlich für das Arbeitsklima

In Phasen der Veränderung ist der Einfluss der Führungskräfte entscheidend. Starker Wettbewerb, Kostenreduktion und Digitalisierung verändern das Arbeitsklima in vielen Teams. Neue Situationen verlangen von Führungskräften, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um dem Team zu mehr Resilienz zu verhelfen.

In einem widerstandsfähigen Team sind die MitarbeiterInnen positiver, konstruktiver und zielorientierter. Sie lernen mit Veränderungen besser umzugehen, fühlen sich nicht als Opfer von Umständen, sondern agieren bewusster. Mittels Selbstreflexion über das Team können Führungskräfte das Arbeitsklima positiv beeinflussen.

  • Wie reagiert Ihr Team bei neuen Herausforderungen?
  • Wie hat Ihr Team bei den letzten Veränderungen gehandelt?
  • Wie ist die Stimmung im Team?

4) Führen im Dialog: Wer sich und andere fragt, gewinnt

Bei der Führung von Teams ist Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe, sich Zeit nehmen für die MitarbeiterInnen, um miteinander zu reden und einander zuzuhören ist gerade in schwierigen Zeiten wichtig. Die Mitarbeiterinnen brauchen Feedback zu ihrer Leistung, aber auch das Gefühl, als Menschen gesehen zu werden, damit sie Veränderungen besser verkraften.

Die Selbstreflexion über die Kommunikation mit und im Team hilft, wieder Vertrauen aufzubauen, Ängste zu reduzieren und Konflikte besser zu verstehen.

  • Wie können Sie mit Ihrer Kommunikation das Wohlbefinden stärken und eine Verbesserung des Arbeitsklimas erreichen?
  • Was können Sie an Ihrer Kommunikation ändern, um mehr Sinn zu vermitteln und die Motivation Ihres Teams zu erhöhen?
  • Wie oft geben Sie Ihren MitarbeiterInnen positives Feedback und Anerkennung?

5) Sandwich-Manager: Führungskräfte zwischen den Stühlen

Die Mehrheit der Führungskräfte gehört zum mittleren Management, die gleichzeitig als Fachexperten und Manager mit Führungsaufgaben agieren sollen. Sie befinden sich in einer Sandwichposition zwischen strategischem Top-Management und operativer Mitte, müssen verschiedene Rollen einnehmen, die zu widersprüchlichen Anforderungen und somit zu Konflikten führen können.

Da spielt die Selbstreflexion eine bedeutende Rolle, um sich über Inkonsistenzen und Widersprüche klar zu werden. Innehalten und in sich hineinhören, die unterschiedlichen Aufgaben, das eigene Verhalten und Handlungsweisen zu hinterfragen helfen, die eigene Situation besser einzuschätzen und auch zu verbessern.

  • Mit welchen Rollen und Widersprüchen sind Sie derzeit konfrontiert?
  • Wie gehen Sie damit um?
  • Wie lange werden Sie das noch aushalten?

Fazit

In einer komplexen und instabilen Arbeitswelt ist die Selbstreflexion für ManagerInnen kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Diese mutige Innenschau bringt nicht nur den Führungskräften etwas – auch Unternehmen profitieren davon: Wer seinen Führungskräften Zeit und Raum für die Selbstreflexion einräumt, ist besser für Herausforderungen gerüstet, widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger.

Dieser Artikel ist Teil einer dreiteiligen Serie zum Thema Führungskräfte. Der kommende Artikel behandelt die spezifischen Herausforderungen von Frauen als Managerinnen. Der letzte Teil beleuchtet die Einstellung der Generationen Y und Z zu Karriere und Leadership.

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