Was können Unternehmen von Kindergärten lernen

Wie oft haben Sie bei Gesprächen mit Bekannten oder Freunden gehört, dass die Stimmung im Büro wie im Kindergarten ist? Dass die MitarbeiterInnen im Team sich wie Kinder verhalten oder die Vorgesetzten sich unmöglich benehmen?

Sie haben möglicherweise erlebt, dass der/die Vorgesetzte nicht grüßt, nicht kommuniziert oder Mitarbeiter einfach ignoriert? Sie kennen einen Kollegen, der regelmäßig intrigiert oder andere Kollegen mobbt? Oder Sie haben sich mitten in einem Ego-Krieg befunden, in dem es nur darum ging, Recht zu haben oder mehr Macht zu bekommen?

Alltag berufliche Realität

Laut psychologischen Studien verhalten sich Menschen am Arbeitsplatz wie damals im Kinderzimmer. Dies könnte ein Grund sein, wieso MitarbeiterInnen sich am Arbeitsplatz manchmal wie im Kindergarten fühlen, denn MitarbeiterInnen sind sehr oft vom alten Schema aus der Kindheit beeinflusst und geprägt. Nach der Kennenlernphase reproduzieren sie das Verhalten mit Eltern und Geschwistern im Kinderzimmer auf Vorgesetzte und Kollegen am Arbeitsplatz.

Das Problem könnte auf Ebene der Unternehmenskultur liegen.

  • Eine große Kluft besteht zwischen dem Leitbild auf Papier und der Realität im Unternehmen.
  • Der/die Vorgesetzte ist kein Vorbild und kein Vertreter des Leitbildes.
  • Die Führungskräfte haben keine richtige Einschulung bekommen und plagen sich mit der Vermittlung von Leitbild und Werten.
  • Die MitarbeiterInnen identifizieren sich nicht mit der Philosophie des Unternehmens und haben die Werte nicht verinnerlicht.
  • Prinzip der Individualisierung und Differenzierung
    • Grundbedürfnisse aller MitarbeiterInnen, unabhängig von der Hierarchie, sind als ein MUSS zu betrachten (etwa Höflichkeit).
    • Individuelle Anforderungen der MitarbeiterInnen sind im Rahmen der Möglichkeiten durch Führungskräfte zu berücksichtigen.
    • Über das Geschehen im Unternehmen, in der Abteilung oder innerhalb des Teams sowie über Veränderungen, Herausforderungen oder Krisen sollte regelmäßig im Team reflektiert werden (mit oder ohne Coach/Supervisor), um Konflikte oder Probleme zu reduzieren oder sogar zu vermeiden.
  • Prinzip der Ganzheitlichkeit
    • Alle MitarbeiterInnen werden lern- und handlungsorientiert gefördert, um Herausforderungen besser zu bewältigen und um widerstandsfähig zu bleiben.
    • Fehlertoleranz wird gesteigert und unrealistische Anforderungen werden reduziert.
    • Es wird prozessorientiert gearbeitet, um die Komplexität zu reduzieren und eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen.
  • Prinzip der Vielfalt
    • Diversität und Vielfalt der Gesellschaft soll sich im Unternehmen und Team spiegeln.
    • Intergenerationelle Begegnungen im Unternehmen werden bewusst gestaltet, um eine bessere Wahrnehmung, Unterstützung und Bewältigung kleinerer und größerer Probleme zu ermöglichen.
    • Weiterbildungsangebote für MitarbeiterInnen werden erweitert, um sich zum Beispiel an die Digitalisierung anzupassen, andere Fähigkeiten zu entwickeln und sich zu entfalten.

Jede Mitarbeiterin/jeder Mitarbeiter bringt andere Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenheiten mit. In dieser Wahrnehmung und mit diesem Selbstverständnis sollten die Führungskräfte und die HR-Verantwortlichen die MitarbeiterInnen unterstützen und begleiten, um so weit wie möglich ihr Potenzial im Unternehmen entfalten können. Davon hängt auch die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit des Unternehmens ab.

Durch Eigeninitiative, lebenslanges Lernen und Neugier können auch MitarbeiterInnen ihr Engagement, ihre Motivation, ihre Zufriedenheit und die Bindung an das Unternehmen entwickeln. Sie versinken nicht in Resignation, fallen nicht in die Frustrationsspirale oder steuern nicht ins Burnout.

Durch Vermittlung und Erleben von Werten können auch Unternehmen das Arbeitsklima verbessern. Als Beispiel dienen Werte wie

  • Toleranz
    • Es ist wichtig, eine Kultur der Anerkennung des Anderen zu entwickeln. Meinungstoleranz, Fehlertoleranz.
  • Wertschätzung
    • Aktives Zuhören, positiv kommunizieren und konstruktive und positive Feedbackkultur einführen.
  • Vorbild
    • Vertretung und Vorleben der Werte auf Führungsebene für eine bessere Vermittlung der Unternehmenskultur.
  • Konfliktmanagement
    • Bewusstsein für eine Konfliktkultur entwickeln und Mitarbeiter aktiv begleiten, um Mobbing und Intrigen zu reduzieren.
  • Transparenz
    • Vermittlung von relevanten Informationen an die MitarbeiterInnen, damit diese Vorgänge verstehen, weniger Ängste entwickeln und weniger Gerüchte verbreiten.

Die Umsetzung von Prinzipien und Werten würde bereits die Ängste und das Misstrauen am Arbeitsplatz reduzieren und ein besseres Arbeitsklima schaffen. Auf diese Weise entwickeln sich Kooperation und Synergie zwischen MitarbeiterInnen statt interner Konkurrenz, die mittel- und langfristig gefährlich ist für ein Unternehmen.

Zukunftsmusik für die Arbeitswelt

Gerade in Zeiten der Digitalisierung und des ständigen Wandels unterstützen klare Richtlinien im Unternehmen, wie im Kindergarten, die notwendige Bildung von Anpassungsfähigkeit, Agilität, Kreativität und Eigeninitiative. Unternehmen sollten sich zum Ziel setzen, ein Ort des gemeinsamen Arbeitens, Agierens und Lernens zu sein. Ein Ort, an dem Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln, zu lernen, kommunikativ und kooperativ mit anderen zu sein und im Team mit anderen zu arbeiten.

Die Führungskräfte stehen an der Schnittstelle von Unternehmenskultur und Strategie. In ihrer Rolle unterstützen sie Mitarbeiter bei der Einführung der neuen Arbeitswelt. Mit Unterstützung eines Leitbildes, das kein totes Konstrukt darstellen darf, sondern einen flexiblen Rahmen mit klaren und authentischen Formulierungen bietet, können sich Unternehmen besser auf die Zukunft vorbereiten, sich weiterentwickeln und auf Organisationsebene anpassen.

Vielleicht klingt es utopisch. Wenn jedoch bereits die Kinder im Kindergarten auf diese Weise unsere Welt entdecken und erfahren, wieso sollte dies in der Arbeitswelt nicht möglich sein?

Wo läuft es falsch? Und welche Konsequenz hat dies auf unsere Zukunft, auf den Arbeitsmarkt und auf die Gesellschaft? Welche Eigenverantwortung tragen wir? Was können wir noch tun?

Eine wohltuende und wertschätzende Arbeitswelt ist zweifellos für alle eine gute Nachricht. Unternehmen, welche die notwendige Veränderungen umgesetzt haben, haben die Nase vorne und werden sich den Herausforderungen erfolgreich stellen. Man muss nur an sich glauben und selbstbewusst – wie im Kindergarten gelernt – die Herausforderungen angehen. Oder mutig sein, sich selbständig machen und mit Gleichgesinnten gemeinsam agieren und eine bessere Arbeitswelt schaffen!

 

 

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